Die vergangenen Bauernkundgebungen in Oberösterreich haben gezeigt, dass es den heimischen Bäuerinnen und Bauern wichtig ist, eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung so rasch wie möglich umzusetzen. Hintergrund war das im Nationalrat eingebrachte Volksbegehren zur „Umsetzung der Lebensmittelherkunftskennzeichnung!“.
Der Bauernbund befürwortete dieses Volksbegehren, weil auch uns mehr Transparenz bei Lebensmitteln am Teller und im Regal wichtig ist. Für Aufschrei hatte jedoch der Entschließungsantrag der FPÖ zur sofortigen Umsetzung einer Herkunftskennzeichnung gesorgt, dem die ÖVP nicht zustimmte. Der Bauernbund also etwa doch gegen eine Herkunftskennzeichnung? Mitnichten.
Erstens: Ein wirklich vage formulierter Entschließungsantrag, der weder konkrete Umsetzungsvorschläge noch zielgerichtete Branchenmaßnahmen beinhaltet und rund 20 Minuten (!) vor Beschlussfassung ausgeteilt wurde, kann kein ernstgemeintes Statement für die Bauern sein. Einen Beschluss zu fassen, ohne zu wissen, was man beschließt, ist demokratisch nicht zielführend. Vielmehr erwartete man in den Reihen der FPÖ eine Ablehnung des Antrages, um das Nein zur vermeintlichen Umsetzung der Herkunftskennzeichnung medial ausschlachten zu können. Für mich als Jungbauer ist es frustrierend, auf eine solche Art und Weise ernste Agrarpolitik betreiben zu wollen.
Zweiter Punkt: Auf Bundesebene wird die Herkunftskennzeichnung stückweise bereits umgesetzt: Erster Schritt war die seit September 2023 geltende Verpflichtung in der öffentlichen Beschaffung (Großküche, Kantinen, Pflegeheime etc.), wo bereits täglich über 2,2 Millionen (!) Speisen gekennzeichnet werden müssen. Der nächste Schritt erfolgt bei verarbeiteten Lebensmitteln. Knackpunkt dabei: Die Umsetzung aller Herkunftskennzeichnungsmaßnahmen haben nicht wir selbst, sondern Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) in der Hand, wo bereits stetiger Druck zur Umsetzung ausgeübt wird.
Auch ich als Jungbauer würde eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung in allen auskochenden Sparten befürworten, jedoch verstehe ich als Direktlieferant in die Gastronomie die Hürden und Sorgen der anderen Seite. Ein reines „Drüberfahren“ über eine Branche würden wir uns auch als Bäuerinnen und Bauern nicht gefallen lassen. Deswegen sind Gespräche mit anderen betroffenen Sparten auf Augenhöhe sinnvoller, als Beschlüsse über die Köpfe hinweg zu vollziehen. Wir bleiben jedoch weiter dran, wie es auch bei Mercosur der Fall war. Oder ist hier die Durchsetzung des Bauernbundes bereits in Vergessenheit geraten?