Die österreichweit erste vertikale Anlage mit Photovoltaik-Doppelnutzung, wo trotz Photovoltaik-Paneelen auch Landwirtschaft möglich ist, wurde dieser Tage in Neudorf an der Mur, Gemeinde Gabersdorf, eröffnet.
Jungbauern zeigen, wie man mit gutem Beispiel vorangeht. Für die Steirischen Jungbauern ist die Errichtung von reinen Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf wertvollen Ackerböden nicht zielführend. Aus diesem Grund haben die jungen Landwirtinnen und Landwirte „Best Practice“- Beispiele wie dieses in Gabersdorf gesucht. Die Jungbauern werden in den kommenden Wochen weitere Beispiele wie diese vorstellen.
Sonne und Kürbis ernten Das Projekt hat gleich in mehrfacher Hinsicht Vorzeige-Charakter: Ackerbau und Stromproduktion mittels Photovoltaik ist auf derselben Fläche möglich. Während die Modulreihen bei Sonne einen maximalen Stromertrag produzieren, reifen auf mehr als 90 Prozent der Ackerfläche zwischen den PV-Modulen steirische Ölkürbisse. „Hier sieht man wie Gewinnung von Ökostrom auch ohne unnötigen Bodenverbrauch funktionieren kann. Auf diesem Acker wächst Kürbis und zugleich können wir Sonnenstrom ernten. Genau solche Projekte zur Energiegewinnung bringen uns insgesamt weiter. Das wollen wir als Steirische Jungbauern auch aufzeigen und die besten Beispiele für eine nachhaltige Energiewende vor den Vorhang holen. Der Landwirt wird hier zum Energiewirt, das muss unser Ziel sein“, betont Bernd Brodtrager, Vorstandsmitglied der Steirischen Jungbauern.
Lobende Worte für die Steirischen Jungbauern findet Bauernbund-Direktor Franz Tonner: „Die Steirischen Jungbauern sensibilisieren gegen unnötigen Bodenverbrauch durch Freiflächen-Anlagen und haben ihre Meinung sehr stark kommuniziert. Das halte ich für richtig, denn der verbaute Boden wird ihrer Generation zum Anbau von wertvollsten Lebensmitteln fehlen.“ Und weiter: „Dies hier ist auf alle Fälle ein Leuchtturmprojekt, welches Landwirtschaft und Stromerzeugung bestens verbindet. Wir hoffen, dass es in Zukunft noch mehr dieser Projekte in der Steiermark geben wird und unsere Landwirte weiterhin so innovativ bleiben.“
Auch der Bauernbundobmann aus Leibnitz Josef Kaiser freut sich: „Besonders bemerkenswert ist die lokale Verankerung des Projektes: Projektentwickler, Erbauer und Betreiber sind nicht etwa überregionale Großkonzerne, sondern mit dem Gabersdorfer Landwirt Josef Gründl und dem Elektromeister Peter Gsell zwei Ortsansässige. Damit bleibt auch die Wertschöpfung in der Region.“
Landwirt und Projektinitiator Josef Gründl war von Anfang an überzeugt: „Das ist mein bester Acker, den kann ich nicht einfach zubauen. Die vertikale Technologie der Next2Sun überbaut nur circa ein Prozent der Fläche, sodass gute 90 Prozent weiterhin effektiv mit konventionellen landwirtschaftlichen Maschinen bewirtschaftet werden können – circa zehn Prozent rund um die Modulreihen können zudem für ökologische Aufwertungsmaßnahmen verwendet werden. Das hat uns voll überzeugt.“
Die Steirischen Jungbauern haben bereits im Juli 2022 mit der Kampagne „Dächer statt Äcker“ gegen die Pläne der großflächigen Bodenverbauung durch PV-Freiflächenanlagen mobil gemacht. In ihrer Stellungnahme zum Sachprogramm Erneuerbare Energie (steirischejungbauern.at/stellungnahme-der-steirischen-jungbauern-zum-sachprogramm-erneuerbare-energie/) stellten sie im Frühjahr 2023 fest, dass knapp 400 der zuerst 824 Hektar geplanten Photovoltaik-Anlagen auf landwirtschaftlichen Vorrangflächen errichtet werden sollen.